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Von 0 auf 100km in 18 Monaten

Erfahrungsbericht von Sandra Eder, Facebook Name „Sa Schi“ - Megamarsch München


Motivation

Nach der Geburt unseres Kindes im November 22 hatte ich aus gesundheitlichen Gründen leider komplettes Sport-Verbot. Nach Physiotherapie und Rückbildung durfte ich in 23 ganz langsam und vorsichtig wieder starten und jede noch so kurze Strecke war erst einmal ein Riesen Erfolg. Woche für Woche ging wieder mehr und schon bald konnte ich auch mit dem Lauftraining und ersten Wanderungen wieder loslegen. So nach uns nach gingen dann wieder erste Berg- und Radtouren und die Fitness war langsam aber sicher wieder auf einem ganz ordentlichen Niveau.

 

Im Mai 23 ist meine Cousine für den Megamarsch München – Mittenwald an den Start gegangen und ganz sehnsüchtig war ich in Gedanken bei ihr. „Das wär’s doch.. vielleicht nächstes Jahr.. vielleicht geht’s ja wieder“..


Im Frühjahr 24 haben meine Cousine und ich dann Nägel mit Köpfen gemacht. Sie hatte bereits ein Early Bird Ticket und ich habe mir über die Tauschbörse ein Ticket organisiert.

 


Training

Uff.. jetzt wird’s ernst. Und wie geht man das Ganze an, um es auch wirklich schaffen zu können? Das ist ja wirklich Wahnsinn, worauf haben wir uns da nur eingelassen??


FAQs und Trainingspläne auf der MegaMarsch Seite und Berichte von anderen Wanderern in der Facebook Gruppe waren für mich eine super Grundlage, um mich dem

Projekt der 100km in 24h so langsam aber sicher anzunähern.


Die ersten Trainingsrunden waren über 20-25km mit Kinderwagen bei uns durch den Wald und an der Isar entlang. Die längeren Märsche über 30-50 km bin ich dann ohne Kind gestartet und der Papa hat sich mit dem Kleinen einen schönen Tag gemacht.



Was war mir dabei besonders wichtig? Auch mal bei schlechtem Wetter los – am Tag der Tage kann man es ja ohnehin nicht ändern.


Oh weh, wenn ich damals schon geahnt hätte, was mich erwartet… Insgesamt waren meine Trainingsmärsche über mehrere Monate verteilt bei über 300km. Darüber hinaus auch im Alltag einfach alles zu Fuß gemacht: einkaufen, Kind abholen, Treppen im Büro statt Aufzug, Feierabendspaziergänge etc.


Unverzichtbar waren für mich dabei das Training bei Nacht: unspektakulär an der S Bahn Linie entlang nach München und wieder zurück. Aber immerhin war die Strecke so nahezu durchgängig beleuchtet, für meine ursprüngliche Planung war mir mein Trainingspartner leider kurzfristig ausgefallen. Und natürlich die Wanderung mit 50 km: hier hab ich mich für eine Umrundung des Starnberger Sees entschieden. Bei Sonnenaufgang los Richtung Berge und einfach immer weiter, wunderschön!


Was ich von jedem Training mitgenommen habe?  Kleidung, Schuhe, Socken, Trinken, Essen – jedes Detail zählt und besonders wichtig ist es, auf seinen Körper und sein Gefühl zu hören. Bei jedem Training merkt man, was vielleicht noch nicht optimal ist, man hat schließlich auch lange Zeit, über alles nachzudenken.

 


Ausrüstung

Mir war gemütliche Kleidung besonders wichtig, keine Reibung, keine Nähte etc. Ich bin seit Jahren mit Wanderleggings und Merinokleidung unterwegs, bei den Socken schwöre ich ebenfalls auf Merino und bei den Schuhen bin ich mit meinen „Feld-Wald-und-Wiesen-Schuhen“ los, die ich auch tagtäglich zu Spaziergängen im Wald und bei einfachen Wanderungen trage. Regenjacke mit Bergerfahrung, leichter Rucksack – fernwanderungserprobt - und Trinksystem. Kappe mit UV-Schutz für den Tag, eine dünne Merinomütze für die Nacht, zusätzliche Kleidungsschichten für die niedrigen Temperaturen bei Nacht, Stirnlampe & Powerbank. Dazu ein paar Riegel und Gels (aus dem Radsport), Magnesium, sicherheitshalber Schmerztabletten und natürlich Wasser.

 


Die Wochen und Tage vor dem Marsch

Gut 2 Wochen vor dem großen Marsch hab ich mir eine professionelle Fußpflege gegönnt, damit nach Möglichkeit keine Druckstelle oder ein zu langer Nagel irgendwelche Schwierigkeiten machen. Gut 1 Woche vorher habe ich mind. 1mal täglich meine Füße mit Hirschtalg verwöhnt und darauf geachtet, mir bloß nicht mit ungewohnten oder neuen Schuhen „last minute“ noch eine wunde Stelle oder eine Blase zuzuziehen. 2-3 Tage vorher habe ich angefangen, meine Kohlenhydrate Speicher zu füllen und es gab Unmengen von Vollkorn-Pasta in allen möglichen Kombinationen – mein Mann hat wohl leider ein wenig gelitten zudem habe ich versucht, immer ein wenig mehr zu trinken als normalerweise.


Am Morgen des Marsches gab es Haferflocken mit Ei und Speck und Haferflocken mit Honig und schon vor dem Start knapp 2 Liter Flüssigkeit, um mit solider Grundlage zu starten.

 


Der Marsch selbst

Einigermaßen optimistisch ging es mit Sonnenschein und verdammt guter Stimmung gemeinsam mit meiner Cousine in München los. Direkt zu Beginn haben wir eine super nette Bekanntschaft gemacht und über viele Kilometer waren wir dann zu dritt unterwegs. Nach der ersten VPS hatte ich dann über mehrere Stunden leider mit ziemlicher Übelkeit zu kämpfen und habe nicht nur einmal ans Aufhören gedacht. In Verdacht hatte ich meine Elektrolyte im Trinkwasser und hab dann ab sofort auf pures Wasser gesetzt. Scheint geholfen zu haben, irgendwann war die Übelkeit überwunden und es konnte entspannter weitergehen.


Dann kam leider schon das nächste „Highlight“: Zuerst zögerlich nur wenige Tropfen, sollen wir wirklich schon Regensachen anziehen? Und schon war auch alles zu spät! Über mehrere Stunden hat es nur noch geschüttet, am Horizont hat man auch immer wieder Blitze gesehen und einfach nur gehofft, dass das Gewitter nicht näherkommt. Zum Glück blieb es bei „nur“ Regen, aber davon leider mehr als reichlich und weit & breit leider über Stunden nichts zum unterstehen.


Meine Mitwanderer hatte ich in Dunkelheit und Regen irgendwann verloren und ich bin einfach nur noch weiter getrottet: man sieht sich bestimmt bei VP3, telefonieren war bei dem Regen leider aussichtslos. Irgendwann konnte ich unter einem Mini-Dachvorsprung den Rest meiner Kleidung aus dem Rucksack noch unter die Regenjacke ziehen, um einem (weiteren) Auskühlen vorzubeugen.


Weiter ging es zur VPS3, sie muss doch irgendwann mal kommen… ungefähr 1 Stunde vor der rettenden VPS3 hat dann endlich der Regen aufgehört und die Laune hat sich auch gleich schlagartig gebessert: super, gleich treffen wir uns wieder, wir haben das Schlimmste überstanden, dann geht es zusammen weiter!

Es sollte leider anders kommen: meine Cousine musste an VP3 wegen Schmerzen leider aufgeben. Keine Chance, sie noch umzustimmen. Kurz überlegt, warmes Getränk und dann nach

vergleichsweise kurzer Pause weiter zur VP4: Gasthof, warm, essen, umziehen! Das war mein Mantra für die nächsten 8km ganz alleine durch die Nacht. Und so ginge es wohl uns allen…Leider waren die Reihen nach VPS3 ziemlich ausgedünnt, so wurde es auch mit der Wegfindung ein wenig kniffelig.


In Benediktbeuren selbst waren die Markierungen bei Nacht leider nicht sichtbar und „der Meute folgen“ ging ab sofort leider nicht mehr. Also mit den nachfolgenden Wanderern den Track gesucht und schon bald waren wir wieder auf der Route.


Die Stimmung war gelassen und die Nacht war nach überstandenem Regen zum Glück vergleichsweise mild. Im Gasthof angekommen raus aus den Schuhen, Socken wechseln.


Tipp: Socken UND Einlagen als Ersatz mitnehmen und wasserdicht verpacken. Ich musste leider mit feuchten Schuhen und schwimmenden Füssen weiter. Und Regenhose & Poncho wären

sicher auch kein Fehler gewesen. Leider ging es bei der Wettervorhersage viel zu viel hin und her und mit diesem Riesen-Desaster hatte ich am Ende einfach nicht gerechnet.


Nach dem Gasthof ging es bei Sonnenaufgang über Kochelsee, Kesselberg und Walchensee dem grandiosen Endspurt entgegen. Was soll ich sagen? Für viele war dieser Streckenabschnitt ein wenig gefürchtet, ich habe ihn richtig genossen, Panorama und Wegbeschaffenheit waren einfach wunderschön! Nur der Walchensee hat gefühlt irgendwie lange kein Ende genommen.


Highlights auf den letzten Kilometern waren für mich definitiv der Wasserfall am Obernachkanal und der Magdalena-Neuner-Panoramaweg.


Die VP5 hat man  aus weiter Entfernung bereits gesehen und ich habe wirklich kurz überlegt, sie auszulassen und direkt weiterzumarschieren. Nachdem ich aber kein Wasser mehr hatte und die Temperatur wieder deutlich zunahm, wäre das nicht die schlauste Entscheidung gewesen. Eine kurze Pause, etwas essen & trinken waren für den letzten Abschnitt rückblickend mit Sicherheit noch Gold wert… ich sag nur Buckelwiesen!

 


Das Finish

Die Buckelwiesen sind als Streckenfinale großartig und ein wunderschönes Panorama, aber wenn man dann schon 90km in den Beinen hat, sehnt man sich doch langsam das Ziel herbei.

Für mich gab es aber noch eine ganz besondere Überraschung: 5km vor Mittenwald haben mich Mann & Sohn abgeholt und sind die letzten km mit mir gemeinsam bis ins Ziel.


Das war einfach wunderschön und hat die Motivation und Stimmung noch einmal enorm gepusht. So bin ich – kaum zu glauben – mit Freudensprung ins Ziel gelaufen!!


Am Ziel selbst wurde ich dazu auch noch meiner Cousine & ihrem Freund stürmisch begrüßt und dann sind bei mir vor Freude, Müdigkeit und Erleichterung alle Dämme gebrochen und ich habe

erst einmal wie der sprichwörtliche Schloßhund geheult.

 


Mein Fazit

Wunderschöne Strecke, super Markierung, jederzeit das Gefühl von Sicherheit (Sanitäter und Ärzte auf der Strecke und an den VPSen) und super motivierende Freiwillige an den VPs und am Ziel. „Dank“ Regen bin ich leider mit einer Blase im Ziel angekommen, ich war die nächsten Tage natürlich auch erschöpft, aber Muskelkater und Verletzungen sind zum Glück ausgeblieben. Wichtig war mir eine dauerhaft konstante Gehgeschwindigkeit, nichts übertreiben und die Kräfte auf lange Distanz bestmöglich einteilen!


Der Körper kann so unheimlich viel erreichen, wenn man ihn denn lässt! Ich kann es jedem nur empfehlen, mit guter Vorbereitung ist es einfach super machbar.


Ein wunderschönes Erlebnis, das ich einfach nicht missen möchte. Und für mich 18 Monate nach der Geburt definitiv mein persönlicher Triumph.


Vielen lieben Dank auch an meinen Schatz, der mir für mein zeitintensives Training den Rücken freigehalten hat!


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